Wenn ich an Ostern denke, fällt mir als erstes die große Berliner Altbauwohnung ein, in der meine Großeltern gelebt haben. Mein Großvater war Pfarrer und ein fröhlicher Mensch, der gerne mit uns Kindern unglaublich ausdauernd gespielt hat. Doch am Karfreitag war alles anders. Es wurde in dieser Wohnung nicht gelacht, nicht gespielt, es gab nur ganz einfache Sachen zum Essen, die Stimmung war bedrückt und für uns Kinder nicht verständlich. Mein Großvater lief mit einem düsteren Gesichtsausdruck durch die Gegend und war nicht ansprechbar.
Am Ostersonntag jedoch kann ich mich daran erinnern, dass mein Großvater wie ausgewechselt war. Ich habe sein glückliches Gesicht im Gedächtnis, sein Lachen, es wurde gefeiert, gespielt, Gott gelobt und alles in der Wohnung war hell und fröhlich. Wir haben Ostereier gesucht, Freunde wurden eingeladen und meinen Großvater habe ich wieder so erlebt wie an allen anderen 363 Tagen im Jahr.
Jetzt bin ich selber erwachsen und lebe den Alltag mit allen Höhen und Tiefen. In meinem Herzen ist die bedrückte Stimmung des Karfreitags verflogen, da ich im Glauben der Auferstehung lebe und unendlich dankbar bin, dass Jesus den Weg zum Vater freigeräumt hat. Ich bin gewiss, dass das Leben in voller Fülle beginnt, wenn ich sterbe. Und ich habe tief im Herzen, dass Jesus mich so sehr liebt, dass Er auch für mich am Kreuz gestorben ist. Damit ich leben darf, damit ich freien Zugang zum Vater habe und unsere Beziehung durch meine Sünde nicht gestört ist.
Diese Gewissheit hat Einfluss auf meinen ganz normalen Alltag. Sie trägt mich und schenkt mir Gewissheit, dass schon hier auf Erden Versöhnung mit Gott möglich ist. Sie schenkt mir Freude und sie lässt mich an Gott festhalten, wenn die Tiefen überwiegen. Denn ich weiß, Er hat alles für mich gegeben und Er lässt mich nicht im Stich.
Halleluja!
Beate Halbleib